Siegfried von Vegesack hatte ein großes Talent, pointiert und mit viel Sprachwitz zu erzählen. Das zeigt sich auch in seinen „100-Zeilen“-Texten. Jede Woche verfasste der Schriftsteller in den Jahren 1924 bis 1932 ein „Mittwochs-Feuilleton“ und schickte es an verschiedene Zeitungen. Er wollte damit sein Einkommen aufbessern, denn ihn plagten oft finanzielle Sorgen: Die Familie lebte im Bayerischen Wald im Wohnturm bei der Burg Weißenstein, den Vegesack als „fressendes Haus“ bezeichnete.
Wie in Band 5 der Reihe „Weissensteiner Miniaturen“ hat Hans Pongratz erneut einige der „100-Zeilen“-Texte zu einem Lesebuch zusammengestellt. Vegesack erzählt über das Leben im Bayerischen Wald ebenso wie über die alte Heimat im Baltikum. Viel zu berichten hat er über das Reisen und den Wintersport. Humorvoll befasst er sich mit Krankheiten und der Sprache. Andere Texte sind nachdenklicher, einige setzen sich mit politischen Ereignissen auseinander. Besonders interessiert war Vegesack am technischen und wissenschaftlichen Fortschritt, fasziniert haben ihn Ozeanüberquerungen und der erste Flug ins All. Und er machte sich auch Gedanken über die Zukunft des Briefe- und Bücherschreibens. Seine Texte sind noch heute überraschend kurzweilig und unterhaltsam.
Siegfried von Vegesack lässt im Mittwochsfeuilleton auch befreundete Schriftsteller zu Wort kommen, in diesem Band Werner Bergengruen und Wilhelm von Hebra. Ergänzt werden die Texte durch Archiv-Fotografien.
Hans Pongratz, geboren 1942, studierte in Regensburg für das Lehramt und war an der Volksschule in March tätig. Er engagierte sich besonders für die Volksmusik und als Chorleiter, gründete die „Marcher Stub’nmusi“ sowie den „Gesangverein March“ und wurde 1980 zum Volksmusikbeauftragten des Landkreises Regen bestellt. Er setzte sich für die Partnerschaft mit Frankreich ein, unter anderem als Gründungsmitglied des Deutsch-Französischen Freundeskreises Regen. Hans Pongratz ist Ehrenbürger der Partnerstadt Mirebeau und Träger mehrerer Kulturpreise. Er erhielt 1992 die Siegfriedvon-Vegesack-Medaille, 2006 das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt und 2015 den Kulturpreis des Bayerischer Wald-Vereins.
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Die „Weißensteiner Miniaturen“ dokumentieren das Werk des Schriftstellers Siegfried von Vegesack und seiner ersten Frau Clara Nordström. Vegesack kaufte den Turm 1918 und lebte dort bis zu seinem Tod 1974. Die Reihe soll bisher unveröffentlichte Texte und Schätze aus dem Vereinsarchiv bekannt machen sowie das Leben im alten Burgturm, dem Fressenden Haus in Weißenstein bei Regen, vor Augen führen.
Herausgeber ist der Förderverein Weißensteiner Burgkasten, der 1982 unter der Leitung von Heinz Wölfl, dem späteren Bürgermeister und Landrat von Regen, zur „Rettung des fressenden Hauses“ gegründet wurde. Anliegen der Mitglieder ist es, den Turm als kulturellen Treffpunkt und als Begegnungsstätte von Künstlern, Schriftstellern, Musikern und Freunden zu erhalten, wie er es schon zu Vegesacks Zeiten war.
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