Friedrich Brandl erzählt eine weitere Heimatgeschichte: Die Jugendlichen Lena und Christian engagieren sich im Widerstand gegen die Atomfabrik, die die Industrie und der Freistaat Bayern Mitte der 1980er Jahre in der Oberpfalz bauen wollen. Brandls Liebesgeschichte ist eine beispielhafte Geschichte der Politisierung junger Menschen – eine Geschichte von Tränengas und Zärtlichkeit.
Aufgrund eines Zeitungsartikels kommt Lena mit ihren Kindern ins Gespräch über ihre Jugend. Sie liest wieder in ihrem Tagebuch: Noch in die Schule ging sie damals, als man in ihrer Heimat diese atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) bauen wollte. Der Widerstand gegen die Atomfabrik in Wackersdorf war keine Angelegenheit weniger Anwohner, nein die ganze Oberpfalz wurde von der Auseinandersetzung erfasst. Das Für und Wider wurde in der Schule diskutiert, das Thema war Zündstoff in vielen Familien. Damals hatte Lena Christian, ihren Mann, kennengelernt. Gemeinsam waren sie im Sommer 1986 auf das große Pop- und Rockfestival ins nahe Burglengenfeld gefahren, ein für die Oberpfalz gigantisches Festival, bei dem Grönemeyer und die Toten Hosen, BAP und Haindling, die Biermösl Blosn und Rio Reiser gespielt hatten. Es war die Zeit ihrer ersten Liebesnächte draußen im Hüttendorf, aber auch die Zeit, als sie mit ihrem Engagement in die erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gerieten. Jetzt tauchen die Bilder beim Lesen des Tagebuchs und in den Gesprächen mit den eigenen Kindern wieder auf: Wasserwerfer, Tränengas, Schlagstöcke, martialisch auftretende Polizeieinheiten, kreisende Hubschrauber über den WAA-Gegnern – eine beispielhafte politische Auseinandersetzung zwischen den Bürgerinitiativen, Umweltverbänden, einem Großteil der Bevölkerung und dem bayerischen Staat.
Friedrich Brandls Buch erzählt diese kritische Heimatgeschichte unterhaltsam, aber es ist zugleich ein zeitgeschichtliches Dokument jener Jahre, als der Unfall in Tschernobyl vielen Menschen die Gefährlichkeit der Kernenergienutzung vor Augen führte.
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