Die Einschränkungen in Zeiten von Corona werden immer gravierender.
Vor ein paar Tagen stand eine Gruppe von Männern verzweifelt vor einer Herrentoilette im Gasteig, München. Alle redeten wild gestikulierend durcheinander. Einer nach dem anderen nahm die Maske ab, um sich besser verständlich zu machen. Manche schrien hysterisch, und man möchte nicht wissen, wie viele dieser heimtückischen Aerosol-Partikelchen dabei in das Kulturzentrum geschleudert wurden. Irgendwann war von Abstand keine Rede mehr. Vielleicht auch, weil alle mehr und mehr zur Tür drängten. Ein Herr in Anzug und Krawatte, der immer unruhig von einem Bein aufs andere trat, zeigte auf das Schild an der Tür und sagte, das käme einem Toilettenbeherbergungsverbot gleich.
Eine Frau rief ihrem Mann aus sicherem Abstand zu, er sei doch sein ganzes Leben nur eine halbe Portion gewesen und er solle jetzt endlich sein Geschäft verrichten. Normalerweise würde man auf eine solche Bemerkung ein sattes Männerlachen hören, aber die Umstehenden sahen das schmächtige Männlein nur misstrauisch an, ob es den Mut hätte, die Toilette zu betreten.
Obwohl Männer normalerweise im Leben für alles eine Lösung parat haben, waren sie in diesem Fall ratlos. Bis ein junger Mann forsch die Toilette betrat, noch einmal den Kopf zur Tür herausstreckte und frech behauptete, das Ganze sei ein Scherz.
Nicht wenige waren daraufhin der Meinung, in solch unsicheren Zeiten, in denen sich die Anweisungen stündlich ändern, müsse einem das schon von offizieller Seite gesagt werden.
Text: Wolfgang Sréter, unveröffentlicht
Foto: Wolfgang Sréter
Foto Autor: Dominik Parzinger