Staunen
An Weihnachten scheint etwas auf – trotz Kommerz und Konsum –, das das Gemüt der Menschen anspricht, das ans Herz geht. Das an Sehnsüchte anknüpft, die auch die Menschen in unserer entzauberten, durchrationalisierten, ökonomisierten Welt nicht verloren haben. Weihnachten ist ein sinnliches Fest mit Kerzen, geschmücktem Baum, ein Familienfest mit Essen und Trinken. Steckt im Kern der Faszination des Weihnachtsfestes etwas, das auf eine andere Welt verweist, auf eine religiös-spirituelle Dimension des Lebens, auch wenn das Fest stark verweltlicht gefeiert wird? Bei diesem Fest steht das Staunen, das Berührtsein mehr im Vordergrund als das Bekennen von irgendwelchen Glaubenssätzen. Die vollmundige Rede von einem jenseitigen Geist tritt in den Hintergrund, das Staunen und Ahnen angesichts eines Geheimnisses wird zum erfahrbaren Kern des Glaubens. Schon die ersten Hirten, die zum Stall kamen, zu Jesus und seinen Eltern, sollen voll des Staunens gewesen sein.
Text: Hubert Ettl
Foto: Elisabeth Ettl, In Erwartung, Holzskulptur 2019
Foto Autor: privat