Schwoaza Vugl
D Fensta han zou gwen
da Riegl vir
wou bist einakumma
spitzmaulad
broadhoggad houst gwart
mit dein naschn Gschau
aaframoi
houst de aafbludat
umma größa bist woan
d Luft is
unta deine Fliegl gschlofa
und furt bist gwen
owa öiz is draß
a Vugl aafgflung
weißgfiedat
In Haus
In Haus is a bittara Gschmooch
iwa Stöing wachsn Brennessln
Dooch fir Dooch
mou e affe
mou e oiche
schau e
schau e vire
schau e nouch
schau e
siahre woudrawöill
siah de niad _
siah de nemma
Zeitvugl
Stöiht d Zeit in da Luft
houchaafgricht wöi a Vugl
flöigt niad weida
stöiht in da Luft
wöi wenn dou a Nest waa
wöi wenn a Bleim waa
stöiht d Zeit in da Luft
owa niad lang
wöi wenn nix gwen waa
spreizn se Fliegl
Vugl und Zeit flöing weida
Mei Sprouch
Mei Sprouch
is mei Haus
mache Tir aaf
wern d Finga woam
schmeichlt a Gschmooch
vu Salwei Öpfö und Nüss
blöiht a Dornbusch am Herd
blöiht iwa
treibt durch d Wänd
durch d Degga iwas Dooch
schlagt d Zweich iwaranand
Rousn und Dorn
wöi
zwoa Händ wou se kenna
Aus der Laudatio von Reinhard Wittmann anläßlich der Verleihung des Friedrich-Baur-Preises für Literatur 1996 an Margret Hölle
Mit den geschäftigen Verserlschreibern hat Margret Hölle nichts gemein. Ihr Lebensweg ist ein sehr oberpfälzischer, ohne schroffe Extreme, unauffällig, doch geprägt von sanfter Beharrlichkeit. (...) Die poetische Menschwerdung des Kindes geschieht in der und durch die heimatliche Natur - im "Huiz", wo der Vater arbeitet und die Mutter Beeren und Reiser sammelt, wo sie als Kind in der Kürben schlummert und beim Erwachen unter dem Blätterdach ihr "erstes Ahnen des Göttlichen in der Natur" fühlt. Hier hat sie zeitlebens ihr "Wurzelherz": "Ich singe dir / Wald / grüner Fächer / tausendarmiger Gott / (...) liebkose mich / denn mit meinen Wurzeln / bin ich in dir". (...)
Fast dreißig Jahre ist sie alt, lange schon von der Sprachheimat getrennt, als ihr, wie sie schreibt, "1956 das erste Mundartgedicht geradezu passiert. Ich bin erschrocken und war zugleich glücklich. Die harte und kantige Sprache, die mich da eingeholt hat, war der Ausdruck eines geschundenen, geplagten, benachteiligten, ausgebeuteten Landstrichs und Menschenschlags. Ich mußte ans Licht bringen, was lange abgeschottet war." (...)
Ob Marieluise Fleißer oder Lena Christ, Mechtilde Lichnowsky oder Annette Kolb, ja auch Emerenz Meier - die großen Dichterinnen Altbayerns sind allesamt epische oder dramatische Talente. Als eine originär lyrische und zugleich originär mundartliche Begabung ist Margret Hölle gänzlich einzigartig. Nirgendwo erblüht das Oberpfälzische so farbig zur Literatursprache wie in ihren Gedichten. (...)
Margret Hölle
Foto: Herbert Pöhnl
Mei Sprouch
Oberpfälzer Psalm
Distelsamen
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