Margret Hölle: Blöiht a Dornbusch

Gedichte, 1997, 12 Illustrationen von E. Hölle und einem Nachwort von R. Wittmann, 64 S., Broschur, 9,10 Euro, ISBN 978-3-929517-20-5

Mundartgedichte der gebürtigen Oberpfälzerin Margret Hölle

9,10 €

Inhalt.

Schwoaza Vugl


D Fensta han zou gwen
da Riegl vir
wou bist einakumma

spitzmaulad
broadhoggad houst gwart
mit dein naschn Gschau

aaframoi
houst de aafbludat
umma größa bist woan

d Luft is
unta deine Fliegl gschlofa
und furt bist gwen

owa öiz is draß
a Vugl aafgflung
weißgfiedat


In Haus

In Haus is a bittara Gschmooch
iwa Stöing wachsn Brennessln
Dooch fir Dooch
mou e affe
mou e oiche

schau e
schau e vire
schau e nouch
schau e

siahre woudrawöill
siah de niad _
siah de nemma


Zeitvugl

Stöiht d Zeit in da Luft
houchaafgricht wöi a Vugl
flöigt niad weida
stöiht in da Luft
wöi wenn dou a Nest waa

wöi wenn a Bleim waa
stöiht d Zeit in da Luft

owa niad lang
wöi wenn nix gwen waa
spreizn se Fliegl
Vugl und Zeit flöing weida


Mei Sprouch

Mei Sprouch
is mei Haus

mache Tir aaf
wern d Finga woam

schmeichlt a Gschmooch
vu Salwei Öpfö und Nüss

blöiht a Dornbusch am Herd
blöiht iwa

treibt durch d Wänd
durch d Degga iwas Dooch

schlagt d Zweich iwaranand
Rousn und Dorn

wöi
zwoa Händ wou se kenna


Aus der Laudatio von Reinhard Wittmann anläßlich der Verleihung des Friedrich-Baur-Preises für Literatur 1996 an Margret Hölle

Mit den geschäftigen Verserlschreibern hat Margret Hölle nichts gemein. Ihr Lebensweg ist ein sehr oberpfälzischer, ohne schroffe Extreme, unauffällig, doch geprägt von sanfter Beharrlichkeit. (...) Die poetische Menschwerdung des Kindes geschieht in der und durch die heimatliche Natur - im "Huiz", wo der Vater arbeitet und die Mutter Beeren und Reiser sammelt, wo sie als Kind in der Kürben schlummert und beim Erwachen unter dem Blätterdach ihr "erstes Ahnen des Göttlichen in der Natur" fühlt. Hier hat sie zeitlebens ihr "Wurzelherz": "Ich singe dir / Wald / grüner Fächer / tausendarmiger Gott / (...) liebkose mich / denn mit meinen Wurzeln / bin ich in dir". (...)

Fast dreißig Jahre ist sie alt, lange schon von der Sprachheimat getrennt, als ihr, wie sie schreibt, "1956 das erste Mundartgedicht geradezu passiert. Ich bin erschrocken und war zugleich glücklich. Die harte und kantige Sprache, die mich da eingeholt hat, war der Ausdruck eines geschundenen, geplagten, benachteiligten, ausgebeuteten Landstrichs und Menschenschlags. Ich mußte ans Licht bringen, was lange abgeschottet war." (...)

Ob Marieluise Fleißer oder Lena Christ, Mechtilde Lichnowsky oder Annette Kolb, ja auch Emerenz Meier - die großen Dichterinnen Altbayerns sind allesamt epische oder dramatische Talente. Als eine originär lyrische und zugleich originär mundartliche Begabung ist Margret Hölle gänzlich einzigartig. Nirgendwo erblüht das Oberpfälzische so farbig zur Literatursprache wie in ihren Gedichten. (...)

Über die Autorin.

Margret Hölle

Margret Hölle

Margret Hölle ist 1927 in Neumarkt in der Oberpfalz geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre, einer Schauspielausbildung und Theatertätigkeit lebte sie als Sprecherin beim Bayerischen Rundfunk in München. Ab Ende der 1970er Jahre veröffentlichte sie Gedichtbände. Margret Hölle erhielt verschiedene Preise, u.a. 1996 den Friedrich-Baur-Preis für Literatur der Akademie der Schönen Künste und 2003 den Bayerischen Poetentaler. Sie verstarb 2023 in München.

Foto: Herbert Pöhnl

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