Dem lichtung verlag droht das Aus

Aus heiterem Himmel droht dem anerkannten lichtung verlag in Viechtach das Aus. Grund ist eine Neubewertung durch die Deutsche Rentenversicherung, die eine hohe Nachzahlung von knapp 40.000 Euro nach sich zieht. Den fälligen Betrag kann der unabhängige Kleinverlag nicht aufbringen.

Eine Kulturinitiative engagierter Leute

Die Basis des Verlags ist seit jeher großes kulturelles Engagement: 1987 haben sich auf Initiative von Hubert Ettl etwa 30 Leute in einem Verein zusammengeschlossen, um zunächst die kritische Kulturzeitschrift lichtung und dann die ersten Bücher herauszugeben. Im Jahr 1990 wurde der lichtung verlag als GmbH gegründet, bei der die Redakteure mit Einlagen zu Gesellschaftern wurden. Das Stammkapital beträgt bis heute gleichbleibend 25.000 Euro.

In Absprache mit Steuerberatern wurde der Geschäftsführer Hubert Ettl für seine Geschäftsführertätigkeit geringfügig beschäftigt angestellt, Projektarbeiten für das magazin lichtung und Bücher im Verlag wurden freiberuflich auf Honorarbasis abgerechnet. Diese Teilung wurde auch so fortgeführt, als Eva Bauernfeind und Kristina Pöschl 2014 die Geschäftsführung des Verlags übernahmen. Sie sind freiberuflich für den Verlag und andere Unternehmen tätig, ihre Einnahmen haben sie ordnungsgemäß angegeben und die Versicherungsbeiträge über die Künstlersozialkasse (KSK) abgeführt. Der Verlag hat ordnungsgemäß alle Honorare an die KSK gemeldet und die Abgaben entrichtet.

 

Ein bürokratischer Federstrich ohne Vorwarnung

Die Deutsche Rentenversicherung führte seit Unternehmensgründung regelmäßig im Turnus von vier Jahren ihre Prüfungen vor Ort im Unternehmen durch. Dabei werden besonders die Lohnkonten und die Abführung der Beiträge geprüft. Bei den bisherigen Prüfungen kam es nie zu einer Beanstandung oder zu einem Hinweis, dass die Vorgehensweise nicht in Ordnung sei. Bei ihrer aktuellen Prüfung für den Zeitraum 2019 bis 2022 kommt die Deutsche Rentenversicherung nun zu einer Neubewertung: Die Geschäftsführerinnen müssen einheitlich als Angestellte beschäftigt sein, alle Beträge sind über den Verlag abzuführen. Für den Verlag ergibt sich daraus seit dem Jahr 2019 bis 2023 eine Nachzahlung in Höhe von 40.000 Euro. Diese Nachzahlung ist innerhalb eines Monats fällig, auch wenn Widerspruch eingelegt wird.

Dies ist eine Summe, die dem Verlag nicht zur Verfügung steht und auch nicht erwirtschaftet werden kann. Dem Verlag droht durch diese Entscheidung aus dem Nichts und die rückwirkende Forderung das Aus. 

Hubert Ettl, der langjährige Gründer und Geschäftsführer, ist empört über dieses Vorgehen einer staatlichen Behörde. „Die Rentenversicherung nimmt eine Neubewertung einer Situation vor, die sie 30 Jahre akzeptiert hat, und verlangt dann noch rückwirkend eine für uns horrende Summe. Und dies ohne Vorwarnung. Sie zerstört einen Verlag, der in den letzten Jahrzehnten durch Förderung von staatlichen Stellen, Stiftungen und Sponsoren überhaupt sein Profil gewinnen konnte. Ungeheuerlich, dieses Vorgehen!“

 

Einem vielfach ausgezeichneten Verlag wird der Garaus gemacht

Ein Kulturunternehmen in der ohnehin schrumpfenden Branche der unabhängigen Verlage, Buchhandlungen und Druckereien wird in Existenznot gebracht. Seit seiner Gründung wird der Verlag durch den ehemaligen Geschäftsführer und die aktuellen Geschäftsführerinnen mit Bedacht und stabil geführt, auch die Corona-Jahre hat das Unternehmen gut überstanden. Die Arbeit für den Verlag wird von den Geschäftsführerinnen und auch von allen Redakteuren des magazins lichtung trotz niedriger Honorare ambitioniert und mit einem großen Engagement für die Kultur und die Literatur ausgeführt.

Der lichtung verlag spielt eine wichtige Rolle für den Kulturbetrieb in der Region und ist zudem überregional anerkannt und geachtet. In wenigen Jahren konnte er ein weithin anerkanntes Profil gewinnen. Im Programm sind Prosa und Lyrik auf Hochdeutsch und im Dialekt, Fotobände, Lesebücher und auch Sachbücher zur kritischen Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Der Verlag erhielt bereits mehrere Auszeichnungen, u.a. 2010 den Preis des Freistaates Bayern für einen bayerischen Kleinverlag, 2020 die Verlagsprämie des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und den Kulturpreis des Landkreises Regen. Das Engagement u.a. des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst für unabhängige Kleinverlage oder die Einführung des Deutschen Verlagspreises seit 2019 zeigt das Bewusstsein der Politik für die Notwendigkeit einer Unterstützung von kleinen Kulturunternehmen.

 

Ungewisse Zukunft

Der Verlag versucht, den Betrieb zunächst aufrechtzuerhalten. Er legt Widerspruch gegen den Bescheid ein, lässt rechtliche Schritte prüfen und vereinbart mit den Abgabestellen Ratenzahlungen. Die nächste Ausgabe des Kulturmagazins lichtung, das sich über Anzeigen und Abonnements finanziert, soll Anfang April erscheinen. Die Buchproduktion aber muss zunächst gestoppt werden.

„Aufgeben ist für uns und unsere Gesellschafter keine Option“, zeigt sich Geschäftsführerin Kristina Pöschl kämpferisch. „Wir versuchen alles, um den Verlag fortführen und bereits geplante Projekte umsetzen zu können. In die nächsten Buchprojekte ist bereits viel Arbeit geflossen, unsere Autorinnen und Autoren verlassen sich auf uns!“

Wenn diese Entscheidung der Rentenversicherung den Verlag nicht ruiniert, dann schwächt sie ihn für viele Jahre. Nur mit Unterstützung von außen, durch Solidaritätsaktionen, Förderungen oder Spenden kann der Verlag überhaupt weitergeführt werden. Geschäftsführerin Eva Bauernfeind setzt auf solche Hilfen: „In den Jahrzehnten seit der Verlagsgründung hat sich immer wieder gezeigt, dass es viele Unterstützer gibt, die dem Unternehmen große Wertschätzung entgegenbringen. Wir hoffen, dass auch sie den Verlust nicht hinnehmen wollen.“

 

Buchpakete und Spenden

Unterstützen kann man den Verlag über Bucheinkäufe oder den Abschluss eines Abos oder Geschenkabos für das magazin lichtung (Jahresabo 22 Euro). Als spezielle Aktion bietet der Verlag Buchpakete für jeweils 50 Euro an. In dem Überraschungspaket sind 3 bis 4 Bücher aus dem Bestand des Verlags. Drei verschiedene Pakete stehen zur Auswahl: das „Rettungspaket Lyrik“, das „Rettungspaket Prosa“ und das „Rettungspaket Bildband“. Bestellen kann man direkt beim Verlag unter 09942/2711 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder über die Webseite des Verlags www.lichtung-verlag.de.

Wer dem Verlag eine Spende zukommen lassen möchte, kann diese an das Konto des lichtung verlag richten, Sparkasse Regen-Viechtach, IBAN DE 90 7415 1450 0240 0001 17, BIC BYLADEM1REG.

Rettungspaket Lyrik

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Rettungspaket Prosa

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Rettungspaket Bildband

Rettungspaket Bildband

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lichtung verlag GmbH
Bahnhofsplatz 2a
94234 Viechtach

Tel.: 09942 2711
Fax: 09942 6857

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